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Reinhild Hoffmann - Studentin von Kurt Jooss
Als Tanzstudentin der Folkwang-Hochschule Essen erlebte Reinhild Hoffmann Kurt Jooss als Lehrer und Leiter der Tanzabteilung. Er nahm außerdem alle Prüfungen des Studiums ab. Die tänzerische Ausbildung beruhte auf den Grundprinzipien der Eukinetik und Choreutik, die Jooss auf Basis der Bewegungslehre Rudolf von Labans, dessen Schüler er war, entwickelt hat. Die Eukinetik (Bewegungslehre) stellt die Bewegungsdynamik durch die Einteilung der Bewegung in ihre Komponenten Zeit, Kraft und Raum in den Vordergrund, während die Choreutik (Raumlehre) sowohl das Verhältnis des Körpers zum Raum als auch die Richtungen des Körpers im Raum analysiert.
Nach Abschluss ihres Studiums wirkte Reinhild Hoffmann als Tänzerin in dem von Jooss entwickelten Stück »Rappresentatione di anima e di corpo« (1968) mit und lernte dessen choreografische Arbeitsweise kennen. Sie erhielt ein Stipendium für Choreografie und übernahm nach Kurt Jooss und Pina Bausch von 1975 bis 1978 gemeinsam mit Susanne Linke die Leitung des Folkwang Tanzstudios.
In der künstlerischen Arbeit Reinhild Hoffmanns spielt bis heute die Anwendung der Elemente Zeit, Kraft und Raum eine große Rolle: »Ich kann nicht genau beschreiben, wo man in meiner Arbeit sieht, dass ich von Jooss komme. Ich kann nur sagen: Ich habe ein Auge auf die Qualitäten in der Bewegung. Ich lege Wert darauf, dass man die Qualität einer Bewegung sehr differenziert ausarbeitet (z.B. langsam, schnell, heftig, zögernd u.v.m.). Es können auch alle Bewegungen mit der gleichen Qualität ausgeführt werden. Wichtig ist, dass man eine klare Absicht verfolgt und sehr genau und detailliert arbeitet. Das habe ich von Jooss mitgenommen.« (Reinhild Hoffmann)
Biografie
Geboren 1943 in Sorau/Schlesien, erhielt Reinhild Hoffmann ihre Ausbildung an der Folkwang Hochschule Tanz in Essen unter der Leitung von Kurt Jooss und gehört zu den Wegbereitern des deutschen Tanztheaters. Nach ihrem Studium erhielt sie ein Engagement als Tänzerin bei Johann Kresnik am Theater Bremen. 1974 begann sie ihre eigene choreografische Tätigkeit und leitete ab 1975 zusammen mit Susanne Linke das Folkwang Tanzstudio. 1977 vertiefte sie ihr Choreografiestudium in New York. Hoffmann war Leiterin des Bremer Tanztheaters (1978 – 1986) und des Tanztheaters am Schauspiel Bochum (1986–1995). Seit 1995 arbeitet sie freischaffend als Choreografin und Regisseurin für Musiktheater. Ihr Oeuvre umfasst 30 Solo- und Gruppenwerke, welche sich durch eine skulpturale Plastizität nahe der Performance auszeichnen und in ihrer klaren Diktion von einer emotionalen, doch pathosfreien Bildsprache geprägt sind.
Reinhild Hoffmann – student of Kurt Jooss
As a dance student at the Folkwang college in Essen, Reinhild Hoffmann experienced Kurt Jooss both as her teacher and as the head of the dance department. He also inspected all final examinations. The dance course was based on the founding principles of Eukinetics and Choreutics which Jooss built upon Rudolf von Laban's movement doctrine, having been his student. Eukinetics (movement teaching) emphasises movement dynamics through the classification of movement into its components of time, force and space, while Choreutics (spacial teaching) analysis the relationship of the body to space as well as the orientation of the body in space.
After graduating, Reinhild Hoffmann collaborated as a dancer in the piece "Rappresentatione di anima e di corpo" (1968) which Jooss developed and in doing so acquainted herself with the way he worked choreographically. She received an award for choreography and after Kurt Jooss and Pina Bausch took over the direction of the Folkwang Dance Studio together with Susanne Linke between 1975 and 1978.
The use of the elements of time, force and space play a great role in Reinhild Hoffmann's artistic work to this day, "I can't exactly say how you can tell through my work that I come from Jooss. I can only say I look for the quality of the movement. I value the elaboration and differentiation of the quality of a movement (e.g. slow, quick, severe, hesitant) very highly. Or all movements can be carried out with the same quality. What is important is that one follows a clear intention and works very precisely and in detail. That's what I learned from Jooss." (Reinhild Hoffmann)
Biography
Reinhild Hoffmann received her dance training at the Folkwang-Hochschule in Essen under Kurt Jooss and belongs to pioneers of German “Tanztheater”. Her oeuvre consists of 30 solo and group works, which stand out due to a sculptural plasticity, close to performance. Their precise diction is characterized by an emotional but pathos-free visual language. She was artistic director of the Bremer Tanztheater (1978 – 1986) and of the Tanztheater at Schauspiel Bochum (1986 – 1995). Hoffmann has worked as a freelance choreographer and stage director for music theatre since 1995.